Ihr Blut so rein by Sharon Bolton

Ihr Blut so rein by Sharon Bolton

Autor:Sharon Bolton
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi, epub
Tags: Detective, Crime
ISBN: 9783641123123
Herausgeber: Manhattan
veröffentlicht: 2014-05-11T22:00:00+00:00


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Dienstag, 19. Februar

Nachdem die Haustür ins Schloss gefallen war und die Schritte seines Vaters die Straße hinunter verklungen waren, ging Barney nach oben, um das, was er gerade im Internet gelernt hatte, in die Tat umzusetzen. Er hatte vor, das Schlafzimmer, das Arbeitszimmer und das Bad seines Dads systematisch zu durchsuchen.

Das Arbeitszimmer würde am schwierigsten sein, mit all den Büchern und Schränken, also fing er im Schlafzimmer an. Außerdem, wenn sein Dad irgendetwas versteckte, dann würde es eher hier drin sein. Er und sein Dad respektierten ihre gegenseitige Privatsphäre. Sie betraten nur selten das Schlafzimmer des jeweils anderen. Auf der Schwelle blieb er stehen, drückte die Tür auf und schaute hinein.

Er würde nichts finden, es gab nichts zu finden, aber manchmal musste man eine Tür einfach zumachen und verriegeln können. Und dann den Riegel festrosten lassen. Er würde klären, ob sein Vater etwas mit der Sache zu tun hatte, und dann würde er das ganze Zeug über die ermordeten Jungen von der Wand nehmen und wegschmeißen. Er steckte zu tief da drin, seine Fantasie fing an, ihm Streiche zu spielen.

Er würde die Rastermethode anwenden. In einer Ecke anfangen, an der Wand entlang und dann wieder zurück. Bei jedem Durchgang würde er einen dreißig Zentimeter breiten Streifen des Zimmers absuchen. Er war der Junge, der vierblättrige Kleeblätter gefunden hatte, auf Wiesen, auf denen Millionen von Blättern waren, alle von genau der gleichen Größe und Farbe. Das hier würde leicht sein.

Er ging los, ließ seinen Blick verschwimmen und die Muster zum Vorschein kommen. In der Nähe des Kopfendes sah er einen Zehennagelschnipsel neben dem Bett. Am Fuß des Bettes kniete er sich auf den Teppich und schaute unters Bett. Staubknäuel. Ein oder zwei Daunenfedern. Eine Sicherheitsnadel und ein Reinigungsetikett. Etwas anderes, das er nicht sofort erkannte. Barney zog es hervor und hielt es ins Licht. Es sah aus wie etwas, das er hier im Haus noch nie gesehen hatte – wie eine Einwegspritze.

Er hockte sich auf die Fersen und dachte nach. Es gab keinen Grund, eine Spritze im Haus zu haben, und jede Menge Gründe, die dagegen sprachen. Injektionen waren eine der wenigen Sachen, vor denen Barney richtig Schiss hatte. Er konnte es nicht erklären, ihm war vollkommen klar, dass der Schmerz gering und kurzlebig war, es war einfach die Spannung des Wartens, des Wissens, dass etwas Spitzes und Unnachgiebiges seine Haut durchbohren würde.

Barney vergaß sein sorgfältig geplantes Raster. Er stand auf und ging ins Badezimmer seines Vaters. Es war klein, ohne Tageslicht. Waschbecken, Duschkabine, Toilette und ein Schränkchen an der Wand. Die Handtücher und die Duschmatte waren kobaltblau. Die Kacheln waren weiß mit blauer Bordüre. Es roch nach Desinfektionsmittel und würzigem alten Holz und war überraschend sauber und ordentlich für einen Raum, für den sein Dad ganz allein zuständig war. Das Schränkchen hing über dem Waschbecken ziemlich hoch oben an der Wand. Es war abgeschlossen.

Wieso schloss jemand sein Badezimmerschränkchen ab?

Barney setzte sich auf den Klodeckel, um nachzudenken. Das Schränkchen abzuschließen war eine Sache, aber den Schlüssel weit entfernt davon aufzubewahren, war eine andere.



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